Beate Uhse insolvent - Geschäfte laufen weiter
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Die 2001 gestorbene Unternehmerin Beate Rotermund-Uhse gehört zur Gründergeneration der deutschen Wirtschaft im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie eröffnete in Flensburg den ersten Sexshop der Welt und etablierte sich als eine der bekanntesten Marken Deutschlands. Doch seit vielen Jahren agierte das Unternehmen glücklos, verlor Geld und Marktanteile und wurde von Jahr zu Jahr kleiner.
Schonungslos analysiert der heutige Vorstand die Vergangenheit: "Die Gruppe hat in den letzten Jahren unter zahlreichen Managementwechseln und strategischen Fehlentscheidungen gelitten. Der Ausbau des Online-Handels wurde zögerlich und unsystematisch betrieben, wichtige Entwicklungen im stationären Handel wurden verpasst, die Produktpolitik war nicht strategisch, sondern zufällig und reaktiv." Zudem hätten die Online-Verkaufskanäle und die Filialen jeweils ein Eigenleben geführt und kein nahtlos übergreifendes Einkaufserlebnis geboten. Vorstandschef Michael Specht, seit April an der Spitze des Erotikhändlers, will nun die Unternehmensgruppe als Ganzes sanieren.
Nach Ansicht von Branchenexperten hat Beate Uhse vor allem zu
spät das Ruder herumgeworfen in Richtung E-Commerce. Newcomer wie
Eis.de und Amorelie holten mit einem frischeren Auftritt und
modernerer Ansprache die Kunden im Internet ab. Ein Großteil des
einschlägigen Sortiments wird zudem über die Handelsplattform Amazon
Das Internet hat auch einen zuvor sicheren Umsatzträger bei Beate Uhse vernichtet: Pornofilme, die schon zu Zeiten der Super-8-Filme zum Beate-Uhse-Sortiment gehörten, sind heute gratis und unbegrenzt im Internet verfügbar. Mit Video-Kassetten und DVDs ist kein Geschäft mehr zu machen. Beate Uhse reagierte durchaus und versuchte schon lange, Paare und junge Frauen als Kunden zu gewinnen. Das Sortiment wurde mehrfach verändert, das Logo feminisiert, der berühmte Katalog eingestellt, doch nichts konnte den Niedergang stoppen. Die Kunden verbinden mit Beate Uhse ein leicht angeschmuddeltes Image von Porno, Rotlicht und Bahnhofsviertel und bestellen ihre Love Toys, Dessous oder Gleitmittel bei der Konkurrenz.
Die Zukunft hängt nun vom Erfolg des Vorstandschefs Specht ab, aber vor allem von den Eigentümern, vorneweg dem niederländischen Unternehmer Gerard Cok und den schleswig-holsteinischen Sparkassen. "Die wesentlichen Gläubiger des Unternehmens stehen der Sanierung im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens positiv gegenüber und haben ihre Unterstützung für den Sanierungsprozess zugesagt", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Das dürfte die letzte Chance sein. Wenn Specht scheitert, bleibt nur die Erinnerung an einen großen Namen. (dpa)
Foto: Beate Uhse